VON BERLIN INS AUSLAND: ZWöLF ZUGSTRECKEN – UND WAS ES AN DEN ZIELEN ZU ERLEBEN GIBT

Abends am Hauptbahnhof in den Schlafwagen einsteigen – und morgens aufwachen in Budapest: Es gibt einige interessante Verbindungen, die mit dem Direktzug aus Berlin ins Ausland führen. Zu empfehlen ist der Trip auf Schienen für all jene, die entspannt und nachhaltig reisen wollen.

Natürlich ließe sich das auch mit dem Fernbus machen, doch ein Zug bietet mehr Platz, auf der Fahrt können die Gäste aufstehen, umhergehen, den Speisewagen besuchen. Letzteres lohnt sich gerade in den Zügen nach Polen, in die Tschechische Republik oder nach Ungarn, denn dort gibt es nicht minderwertiges Convenience-Food, wie es bei der Bundesbahn in der Mikrowelle aufgewärmt wird: Nein, in den Zügen gen Osten sitzt man an Tischen mit weißen Tischdecken und hört den Koch in der Küche die Schnitzel klopfen; das Bier wird frisch aus dem Fass gezapft.

Ob nach Warschau, nach Prag, ob nach Stockholm oder Wien: Viele Fahrten ins Ausland lassen sich nicht nur am Fahrkartenschalter im Bahnhof kaufen, sondern auch online buchen. In der Crellestraße 7 gibt es außerdem die Bahnagentur Schöneberg, in der fachkundig beraten wird, speziell was Zugreisen ins Ausland angeht. Auch mit entsprechenden Rabatten kennt man sich dort gut aus.

Welche interessanten Zugverbindungen ins Ausland samt beispielhafter Fahrtzeiten es gibt und was es an den jeweiligen Destinationen zu entdecken gilt, haben wir für Sie zusammengetragen. Spoiler: Schon die angefahrenen Bahnhöfe an sich sind häufig sehenswert!

Unser Autor Dirk Engelhardt hat das Buch „Nachhaltig Reisen – die besten Ideen für Europa“ geschrieben, das 2020 im DuMont Verlag erschienen ist.

Natürlich lassen sich in Wien die üblichen Sehenswürdigkeiten wie Prater, Hundertwasserhaus oder Schloss Schönbrunn besichtigen. Wer sich ein bisschen abseits vom üblichen Tourismus-Pfad bewegen will, sollte indes das Gartenbaukino besuchen: Es wurde 1960 erbaut; die Projektoren, die schon damals in Betrieb genommen wurden, sind noch heute im Einsatz, wenn alte Filme vorgeführt werden.

Wenn nicht gerade trübes Kinowetter herrscht, bietet sich auch ein Besuch des Strandbads Alte Donau an, in dem schon vor 100 Jahren fesche Wienerinnen und Wiener planschen gingen.

Interessant ist übrigens schon der noch relativ neue Hauptbahnhof: Er wurde erst im Jahr 2015 fertiggestellt, dahinter steht ein modernes Nachhaltigkeitskonzept mit Geothermie, Photovoltaikanlage und Tageslichtöffnungen auf den Bahnsteigen.

Beispielhafte Fahrzeiten:

Vom Hauptbahnhof Berlin mit dem Nightjet: Abfahrt täglich um 18.52 Uhr, Ankunft am Wiener Hauptbahnhof am Folgetag um 7 Uhr, die Fahrtzeit beträgt rund zwölf Stunden.

Vom Hauptbahnhof Wien zurück mit dem Nightjet: Abfahrt täglich um 22.20 Uhr, Ankunft am Berliner Hauptbahnhof am Folgetag um 9.55 Uhr, die Fahrtzeit beträgt knapp zwölf Stunden.

Breslau ist eine Universitäts- und mithin eine junge Stadt – rund 25 Prozent der Bevölkerung sind Studentinnen und Studenten. Während an vielen Ecken Breslaus noch die Narben des Zweiten Weltkrieges deutlich sichtbar sind, strahlt die Dominsel mit ihren Kirchen in altem Glanz. Besucher der Stadt laufen auf historischem Kopfsteinpflaster, und die alten Gaslaternen werden tatsächlich noch jeden Abend von einem Nachtwächter entzündet.

Eine ganz andere faszinierende Architektur lässt sich an der Jahrhunderthalle erleben, die zum Unesco-Weltkulturerbe gehört. Erbaut im Jahr 1913, protzte sie damals mit der größten Kuppel der Welt mit 65 Meter Spannweite; die Halle wurde damals höchst innovativ mit einer Eisenbetonkonstruktion errichtet. Eine Reminiszenz an deutsche Zeiten ist das prächtige Café Kalambur im Stile der Art déco, nahe des Marktplatzes. Es ist eines der wenigen Gebäude, das die Bomben des Zweiten Weltkriegs vollends überlebte. Man erkennt es unschwer an den riesigen stählernen Insekten, die an der Hauswand kleben und die Gäste an die Novelle Kafkas erinnern.

Auch der Bahnhof von Breslau, erbaut 1855 im englischen Tudorstil, ist ein eindrucksvolles Gebäude; 2012 wurde es umfassend renoviert. Dass der Denkmalschutz in Polen einen besonderen Stellenwert hat, lässt sich an der Tür der Touristeninformation körperlich erfahren: Ihre Maße wurden im Original belassen. Durch die nur einen halben Meter breite Tür kann selbst eine sehr schlanke Person nur mit Mühe durchschlüpfen.

Beispielhafte Fahrzeiten:

Vom Hauptbahnhof Berlin mit dem Nightjet: Abfahrt täglich um 18.52 Uhr, Ankunft in Breslau um 22.57 Uhr, die Fahrtzeit beträgt rund vier Stunden.

Von Breslau zurück mit dem Nightjet: Abfahrt täglich um 5.20 Uhr, Ankunft am Berliner Hauptbahnhof um 9.55 Uhr, die Fahrtzeit beträgt rund viereinhalb Stunden.

Ein Kleinod – und ganz typisch für Amsterdam – ist das Hausbootmuseum von Vincent van Loon an der Prinsengracht, das er auf der Hendrika Mari, einem Kahn aus dem Jahr 1914, eingerichtet hat. Überhaupt lohnt sich in der Stadt bekanntlich fast alles, was auf und am Wasser stattfindet.

Reisende kommen in Amsterdam aber auch schon direkt an einem sehr schönen Bahnhof an. Er wurde 1889 im Stil der Neorenaissance erbaut und hat zwei Türme: Sie sollen, wie historische Stadttore wirken, durch die Gäste die Stadt betreten.

Beispielhafte Fahrzeiten:

Vom Hauptbahnhof Berlin mit dem Nederlandse Spoorwegen IC: Abfahrt täglich um 8.33 Uhr, Ankunft am Amsterdam Centraal um 15 Uhr, die Fahrtzeit beträgt rund sechseinhalb Stunden.

Von Amsterdam zurück mit dem Nederlandse Spoorwegen IC: Abfahrt täglich um 9.10 Uhr, Ankunft am Berliner Hauptbahnhof um 15.25 Uhr, die Fahrtzeit beträgt rund sechs Stunden.

Prager Attraktionen wie die Karlsbrücke, die Prager Burg und der Altstädter Ring sind leider meist überlaufen. Wer darauf keine Lust hat, taucht vielleicht lieber mal im Lázně Pramen ab und nimmt in dem Spa mit der Adresse Dejvická 255 ein traditionelles Prager Bierbad. Geplanscht wird dabei in einer Wanne aus königlichem Eichenholz, in der das Bier auf 38 Grad erhitzt wird.

Weniger heimelig ist der Prager Hauptbahnhof, der im brutalistischen Stil errichtet wurde. Das Bahnhofsgebäude wurde dabei teilweise in einen Hang hineingebaut.

Beispielhafte Fahrzeiten:

Vom Hauptbahnhof Berlin mit dem EC: Abfahrt täglich um 7.01 Uhr, Ankunft am Hauptbahnhof in Prag um 11.35 Uhr, die Fahrtzeit beträgt rund viereinhalb Stunden.

Von Prag zurück mit dem EC: Abfahrt täglich um 16.25 Uhr, Ankunft am Berliner Hauptbahnhof um 21.01 Uhr, die Fahrtzeit beträgt rund viereinhalb Stunden.

Fischerbastei, St.-Stephans-Basilika und Heldenplatz – Ungarns Hauptstadt hat viele hinreißende Sehenswürdigkeiten zu bieten. Zu empfehlen wäre außerdem das Budapester Badeerlebnis schlechthin: das Gellértbad. Die Jugendstil-Schwimmhalle wurde 1912 erbaut und ist mit Tausenden handgearbeiteten Mosaikfliesen ausgestattet.

Beispielhafte Fahrzeiten:

Vom Hauptbahnhof Berlin mit dem Euronight: Abfahrt täglich um 18.52 Uhr, Ankunft am Budapest Nyugati am Folgetag um 8.29 Uhr, die Fahrtzeit beträgt rund dreizehneinhalb Stunden.

Von Budapest zurück mit dem Euronight: Abfahrt täglich um 19.29 Uhr, Ankunft am Berliner Hauptbahnhof am Folgetag um 9.55 Uhr, die Fahrtzeit beträgt fast vierzehneinhalb Stunden.

Warschau kann nicht mit klassischen Städtezielen wie Paris oder Rom mithalten. Ein guter Überblick über die Stadt bietet sich vom Taras Widokowy aus, einem Aussichtsturm, der nur 5 Sloty, also umgerechnet etwas mehr als einen Euro Eintritt kostet. Günstig ist Warschau also immerhin.

Beispielhafte Fahrzeiten:

Vom Bahnhof Berlin Gesundbrunnen mit dem EC: Abfahrt täglich um 9.21 Uhr, Ankunft am Bahnhof Warschau Gdanska um 15.54 Uhr, die Fahrtzeit beträgt fast sechseinhalb Stunden.

Von Warschau zurück mit dem EC: Abfahrt täglich um 16.14 Uhr, Ankunft am Bahnhof Lichtenberg um 22.06 Uhr, die Fahrtzeit beträgt etwas mehr als fünfeinhalb Stunden.

Instagrammer aufgepasst: Graz ist eine Stadt wie aus dem Bilderbuch. Nicht umsonst wurde ihre Altstadt 1999 zum Unesco-Weltkulturerbe ernannt. Es ist schwer, hier eine Ecke zu finden, die nicht gut ausschaut. Für ausreichend Fotomotive wäre also gesorgt.

Beispielhafte Fahrzeiten:

Vom Hauptbahnhof Berlin mit dem Nightjet: Abfahrt täglich um 18.52 Uhr, Ankunft am Grazer Hauptbahnhof am Folgetag um 10.02 Uhr, die Fahrtzeit beträgt etwas mehr als 15 Stunden.

Von Graz zurück mit dem Nightjet: Abfahrt täglich um 19.20 Uhr, Ankunft am Berliner Hauptbahnhof am Folgetag um 9.55 Uhr, die Fahrtzeit beträgt rund vierzehneinhalb Stunden.

Natürlich kann man in Zürich in teure Restaurants und edle Geschäfte gehen. Man kann die Stadt und die Schweizer Kultur aber auch ganz anders erleben. Indem man einen Jodelkurs bucht, zum Beispiel bei der fachkundigen Jodellehrerin Nadja Räss. Empfohlen sei trotzdem noch ein Lokal: Das Biorestaurant Tüfi. Im Sommer locken außerdem die „Badis“ an die Limmat, wie die Badeanstalten in Zürich genannt werden; das wohl schönste unter ihnen ist das „Badhaus für Frauenzimmer“.

Beispielhafte Fahrzeiten:

Vom Hauptbahnhof Berlin mit dem ICE: Abfahrt täglich um 7.26 Uhr, Ankunft am Zürcher Hauptbahnhof um 16 Uhr, die Fahrtzeit beträgt rund achteinhalb Stunden.

Von Zürich zurück mit dem ICE: Abfahrt täglich um 7.59 Uhr, Ankunft am Berliner Hauptbahnhof am um 16.32 Uhr, die Fahrtzeit beträgt rund achteinhalb Stunden.

Am eindrucksvollsten ist Basel zur „Fasnet“, wenn sich den ganzen Tag hindurch kilometerlange Umzüge durch die Straßen bewegen. Aber auch sonst gibt es jede Menge zu entdecken – vom Vitra Design Museum bis zum Hoosesaggmuseum, dem kleinsten Museum der Stadt.

Beispielhafte Fahrzeiten:

Vom Hauptbahnhof Berlin mit dem ICE: Abfahrt täglich um 7.26 Uhr, Ankunft am Basel Bad Bahnhof um 14.55 Uhr, die Fahrtzeit beträgt rund siebeneinhalb Stunden.

Von Basel zurück mit dem ICE: Abfahrt täglich um 7.06 Uhr, Ankunft am Berliner Hauptbahnhof am um 14.32 Uhr, die Fahrtzeit beträgt rund siebeneinhalb Stunden.

Eine Städtereise nach Posen, das macht nicht jeder. Die Stadt mit 500.000 Einwohnern, darunter zahlreiche Studierende, hat viele langweilige Ecken. Schön sind allerdings der Markt, der Stary Rynek, sowie das Stadtschloss.

Beispielhafte Fahrzeiten:

Vom Bahnhof Berlin Gesundbrunnen mit dem EC: Abfahrt täglich um 9.34 Uhr, Ankunft am Posener Hauptbahnhof um 12.46 Uhr, die Fahrtzeit beträgt etwas mehr als drei Stunden.

Von Posen zurück mit dem EC: Abfahrt täglich um 19.20 Uhr, Ankunft am Bahnhof Lichtenberg um 21.54 Uhr, die Fahrtzeit beträgt rund zweieinhalb Stunden.

Kopenhagen ist nicht nur, was das Radfahren betrifft, anderen europäischen Städten meilenweit voraus – hier entstand auch bereits 1962 die erste Fußgängerzone des Kontinents, die Stroget. Sie ist fast zwei Kilometer lang und umfasst mehrere Straßen. Ansonsten empfiehlt es sich, das Stadtviertel Norrebro zu besuchen, das – noch – mit seiner Unfertigkeit, Kreativität und Zukunftsvision glänzt.

Auch der Superkilen ist entzückend, der etwas andere Stadtpark. Er ist untergliedert in den Roten Platz, den Schwarzen Markt und den Grünen Park und lädt mit Parkmöbeln aus 62 Ländern zum Verweilen ein – fast findet sich hier also eine kleine Weltausstellung der Möbelgestaltung.

Beispielhafte Fahrzeiten:

Vom Hauptbahnhof Berlin mit dem ICE und einem Umstieg: Abfahrt täglich um 10.38 Uhr, zwischen 12.21 und 12.53 in Hamburg umsteigen, Ankunft am Kopenhagener Hauptbahnhof um 17.58 Uhr, die Gesamtfahrtzeit beträgt fast achteinhalb Stunden.

Von Kopenhagen zurück mit dem ICE: Abfahrt täglich um 15 Uhr, zwischen 20.02 und 20.34 in Hamburg umsteigen, Ankunft am Berliner Hauptbahnhof um 22.23 Uhr, die Gesamtfahrtzeit beträgt rund sieben Stunden.

Das Faszinierende an Stockholm ist, dass man kaum mehr als einen Kilometer gehen kann, ohne auf Wasser zu stoßen: Die schwedische Hauptstadt erstreckt sich nämlich über 14 Inseln. Diese sind natürlich mit Brücken und Fähren verbunden. Allein im Freilichtmuseum Skansen, dem ersten Freilichtmuseum der Welt, lässt sich leicht ein ganzer Tag damit verbringen, Handwerkerinnen und Handwerkern bei der Arbeit zuzusehen oder Tiere zu streicheln. Achterbahnfahren auf Grönalund, direkt an der Wasserkante, ist ebenfalls spannend.

Und was den Bahnhofsbau angeht, so macht es Schweden vor: Der Hauptbahnhof der Stadt wurde im Jahr 1871 erbaut. 2012 wurde er modernisiert, womit der Stromverbrauch um 25 Prozent gesenkt werden konnte. Damit ist dieser Bahnhof als grünes Gebäude zertifiziert.

Beispielhafte Fahrzeiten:

Vom Hauptbahnhof Berlin im Berlin Night Express mit Schlaf- und Liegewagen: Abfahrt täglich um 20.57 Uhr, Ankunft am Stockholmer Hauptbahnhof am Folgetag um 14.10 Uhr, die Fahrtzeit beträgt etwas mehr als siebzehn Stunden.

Von Stockholm zurück im Berlin Night Express mit Schlaf- und Liegewagen: Abfahrt täglich um 16.23 Uhr, Ankunft am Berliner Hauptbahnhof am Folgetag um 9.35 Uhr, die Fahrtzeit beträgt etwas mehr als siebzehn Stunden.

2023-05-26T16:52:58Z dg43tfdfdgfd