Eigentlich läuft es so: mit sinkenden Temperaturen fallen auch die Urlaubspreise. In diesem Jahr sieht das allerdings anders aus. Warum das Reisen auch im Herbst teuer bleibt – und wie man trotzdem sparen kann.
Der Sommer neigt sich dem Ende zu – und damit auch die Hauptreisezeit. Mit der Nebensaison beginnt für viele nun die attraktivere Urlaubszeit, denn bisher galt: Im Herbst, Winter und Frühjahr ist das Reisen günstiger als in der Hauptsaison. Wer sich aber dieser Tage vorfreudig auf die Suche nach preiswerten Urlaubsangeboten für den Herbst gemacht hat, der wird schnell festgestellt haben, dass die Reisepreise wider Erwarten nicht wirklich sinken. Fliegen bleibt teuer, Bahnfahren bleibt teuer – und die Pauschalreise sowieso. Sind die Zeiten des Spar-Urlaubs damit vorbei?
Werfen wir zunächst einmal einen Blick auf die Luftfahrt. Hier hat das Statistische Bundesamt im ersten Halbjahr 2023 einen Preisanstieg von knapp 25 Prozent für internationale Flüge ab Deutschland im Vergleich zum Vorjahr registriert, Europaflüge sind demnach 32 Prozent teurer geworden. Und es gibt eine einfache Erklärung für die höheren Preise: die Rahmenbedingungen für die Airlines haben sich geändert. So trifft eine enorme Nachfrage auf Personalmangel, strengere Steuern und steigende Kerosinpreise.
Warum Fliegen nicht günstiger wird
Die einst üblichen und heiß begehrten Billigflugpreise von 9,99 Euro innerhalb Europas sind damit kaum noch haltbar für Fluggesellschaften wie Ryanair oder Eurowings, jedenfalls nicht ohne draufzuzahlen. Das wird spätestens dann klar, wenn man einmal die Gebühren aufdröselt, die so ein Flugticket beinhaltet. Bevor eine Airline auch nur einen Cent verdient, zahlen Passagiere mit ihrem Flugpreis die Gebühren für die Sicherheitskontrollen am Airport anteilig und die Luftverkehrssteuer in Höhe von 12,73 Euro pro Fluggast.
Aber nicht nur das Fliegen wird immer teurer, auch für eine Reise mit der Bahn müssen wir mehr Geld auf den Tisch legen. Wer nicht zeitintensiv mit dem Deutschlandticket reisen möchte oder für seinen Zugtrip Reiseziele im Ausland ansteuert, der zahlt etwa bei der Deutschen Bahn seit dem Fahrplanwechsel im Juni 2023 mehr für Sitzplatzreservierungen. Im Vergleich zu Pauschalreisen ist das aber nur ein kleines Manko. Hier gibt das Statistische Bundesamt eine Preissteigerung von 10,2 Prozent im ersten Halbjahr 2023 an.
Flexibilität ist das A und O
Der Trend ist klar – Urlaub wird teurer. Das bestätigt auch Carlo Speth vom Online-Reiseanbieter “Urlaubspiraten“ in einer aktuellen Pressemitteilung: "Bis auf wenige Ausnahmen wird sich am Preisniveau besonders in Zeiten der erhöhten Nachfrage wie den Herbstferien leider auch nichts ändern." Insbesondere bei Pauschalreisen erwartet der Experte Nachholeffekte aus dem Sommer und einen deutlichen Anstieg der Buchungen, vor allem für Flugreisen in den Süden.
Einen ähnlichen Effekt beobachtet auch Matthias Firgo, Tourismusökonom an der Hochschule München. Er sagt im Gespräch mit dem MDR dazu: "Meine Prognose für den Winter und die kommende Sommersaison wäre, dass die Preissteigerungen zurückgehen, nicht aber das Preisniveau." Das heißt im Klartext: Die Preise bleiben hoch, steigen aber vorerst nicht weiter an. Einzige Ausnahme: Flugreisen. Hier könne es durch ein steigendes Bewusstsein für Emissionen zu weiteren Preissteigerungen kommen.
Damit werden günstige Flugreisen zwar seltener, aber keineswegs unmöglich. Es kommt in diesem Fall vor allem auf die richtige Reiseplanung an – und vielleicht auf etwas Flexibilität, wie Friederike Burge, Reiseexpertin der Flugbuchungsplattform "Skyscanner", in einer Mitteilung erklärt: "Um die letzten Sonnenstrahlen zu genießen, müssen Urlauber nicht immer tief in die Tasche greifen. Wer ein bisschen flexibel ist und weiß, wie man sucht und vergleicht, kann im Oktober und November tolle Schnäppchen machen."
Herbsturlaub in Spanien oder Dänemark
Flexibel sein heißt in diesem Fall, den Reisezeitraum an den Flugpreisen festzumachen, offen für Abflughäfen zu sein, die nicht direkt an der eigenen Heimat liegen und auch mal Reiseziele in Betracht zu ziehen, die nicht auf jeder Bucketlist stehen. Denn eine geringere Nachfrage ist oft auch mit niedrigeren Preisen verbunden. Für diesen Herbst rät Burge etwa zu folgenden Reisezielen: Bari (Italien), Sardinien (Italien), Korfu (Griechenland), Sevilla (Spanien) – sie alle sind für unter 100 Euro ab Deutschland mit dem Flieger erreichbar.
Günstig hinkommen, ist aber eben nur die halbe Miete. Da Pauschalreisen insgesamt im Preis gestiegen sind, lohnt es sich aktuell besonders, Anreise und Unterkunft selbst zu organisieren und zu buchen. Wer einen günstigen Flug oder Zug findet, der braucht noch eine Unterkunft, die bezahlbar ist. Und die gibt es in ganz Europa noch. "Für den Herbst gibt es noch günstige Angebote in Dänemark, Polen, oder Spanien. Aber auch Ziele in Frankreich und Italien sind in den Top-50 der günstigsten Ziele für einen kurzfristigen Urlaub im Ferienhaus im September vertreten", sagt Jonas Upmann, Sprecher und Reiseexperte von "HomeToGo", gegenüber dem stern.
Reisen trotz hohen Preisen
Reiseexperte Speth von Urlaubspiraten rät in Bezug auf Pauschalreisen unterdessen dazu, möglichst früh zu buchen. Vor allem unterschätzte Reiseziele innerhalb Europas seien noch günstig zu bereisen. Bei manchen Ländern allerdings könnte sich das bald ändern, wie Speth in der Mitteilung zitiert wird: "An Relevanz gewinnt Albanien als aufstrebendes Urlaubsland mit Traumstränden, wunderschöner Bergwelt und einem attraktiven Preisniveau. Ab Memmingen fliegen Reisende schon für unter 50 Euro in die Hauptstadt Tirana." Noch. Denn die Preise könnten auch hier bald steigen.
Die bittere Wahrheit ist: Reisen wird teurer. Trotzdem verzichten die wenigsten auf ihren wohlverdienten Urlaub. Selbst in Zeiten von Inflation und Krieg zeigen Umfragen immer wieder, dass es uns in die Ferne zieht, koste es, was es wolle. Am Ende stellt sich nur die Frage, wie man das meiste aus seinem Urlaubsbudget rausholt. Und wer frühzeitig plant, flexibel ist und offen für neue Reiseziele bleibt, der hat gute Karten, auch in dieser Nebensaison ein lohnendes Schnäppchen zu finden – und sei es an einem Ort, den man so noch gar nicht auf dem Schirm hatte.
Quellen: Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft, Statistisches Bundesamt,
Erfahren Sie mehr:
Teure Reservierungen: Mit Interrail günstig durch Europa: Diese Falle lauert bei der Planung
2023-09-12T14:12:53Z dg43tfdfdgfd