Nach dem Corona-Aus kehrt der Airbus A380 zurück ins Moos – Tagebuch einer verrückten Reise
Nach dreijähriger Zwangspause hat die A380 der Lufthansa eine Re-Premiere gefeiert. Wir waren dabei und stellen das Konzept dahinter vor.
Flughafen – Das ist ja mal eine Fehlerkultur: Mit Blasmusik, Lebkuchenherzen und viel Medien-Tamtam hat Lufthansa am Flughafen München seine Entscheidung vor etwas mehr als drei Jahren revidiert, den Airbus A380, das größte Passagierflugzeug der Welt, buchstäblich in die Wüste zu schicken. Der quasi Untote fliegt wieder – erst einer, bis Ende 2024 werden es sogar sechs sein.
Es war wohl nicht mal ein Fehler, als sich Lufthansa 2020 entschied, die A380 nicht mehr einzusetzen. Es herrschte Corona – und Leere am Himmel. Im Lockdown vermochte sich niemand so recht vorzustellen, dass sich der Flugverkehr auf absehbare Zeit wieder erholen würde. Also schickte Lufthansa den Riesenflieger buchstäblich in die Wüste, konkret in die spanische bei Teruel, und das im „Deep Storage“ – also nicht mal eben vorübergehend, sondern quasi im Koma.
In der Wüste ist es heiß und trocken – ein gutes Konservierungsmittel. Doch vor den Unbilden des Wetters ist man auch in Teruel nicht gefeit. Und so fegte ein Hagelsturm über die Airbusse XXL – und hinterließ das, was auch viele Autofahrer schon kennenlernen mussten: lauter kleine Dellen im Blech.
2022 verlor Corona seinen Schrecken und der Luftverkehr erholte sich rascher, als es sich Flughafen- und Airlinemanager jemals erträumt hätten. Die Folgen sind bekannt: der Chaos-Reisesommer im vergangenen Jahr mit Bergen gestrandeter Koffer.
Der Münchner Lufthansa-Statthalter Stefan Kreuzpaintner und sein Chef-Pilot Karl Hermann Brandes mussten also die Kapazitäten wieder hochfahren.
Doch so schnell ging das an keiner Stellschraube, auch nicht bei der A 380. Sie musste zwei Wochen lang in Teruel „aufgeweckt“, spricht flugklar gemacht werden. Dann ging es erst mal für 30 Tage in die Werft nach Frankfurt und schließlich zu einem zweimonatigen Check nach Manila. Und das zu einer Zeit, als man noch nur hoffte, den Riesenflieger auch wirklich wieder voll zu bekommen.
Am 12. April traf die „D-AIMK“, die 2014 an die Lufthansa ausgeliefert worden war, im Erdinger Moos ein. Ihre Wieder-Premiere hatte sie dann am Donnerstag – in 8:15 Stunden nach Boston in den USA. Das ist neben New York das einzige Münchner A380-Ziel im Sommerflugplan. Im Winter werden dann Los Angeles und Bangkok angeflogen. Die dafür erforderliche zweite A380 wird in der zweiten Juni-Woche erwartet, Nummer drei und vier im Juli und Oktober sowie die Maschinen fünf und sechs im kommenden Jahr.
Doch das ewige Leben will man der A380 bei Lufthansa nicht garantieren. „Vorerst planen wir bis 2027“, erklärt Brandes im Gespräch mit unserer Zeitung. Für die massive Kapazität von 509 Plätzen – Brandes: „Eine A380 ersetzt zwei kleinere Langstreckenmaschinen“ – spreche, „dass es an immer mehr Flughäfen Engpässe bei den Start- und Landerechten gibt, was den Trend zu großen Flugzeugen verstärkt“. Auf der anderen Seite hat Lufthansa etliche A350-1000 bestellt, ebenfalls große, vor allem aber sparsame und leise Interkontinental-Jets.
Bleibt die A380 über 2027 hinaus in der Flotte, müsste sie innen völlig umgebaut werden – nach dem neuen „Allegris“-Konzept der Kranich-Linie mit mehr First- und Business-Class-Plätzen sowie neuen Sesseln. „Das kostet sehr viel Geld“, sagt Brandes. Doch vorerst herrscht Feierlaune. Man kann sich ja mal irren . . . ham
2023-06-04T05:26:05Z dg43tfdfdgfd