Es ist zu viel. Italienische Regionen setzen Regeln gegen Massentourismus um. Ferienorte wollen dem Ansturm Herr werden, mit verschiedenen Strategien.
München – Urlaub in Bella Italia steht bei vielen Deutschen ganz oben auf der Liste der Sommerferien-Orte. Millionen Touristen aus Italien selbst, Europa und dem Rest der Welt werden im Sommer das Land besuchen. Darüber sollten sich die Italiener eigentlich freuen. Immerhin ist Tourismus in Italien ein wichtiger Wirtschaftsfaktor.
Doch die Verantwortlichen von sehr beliebten und frequentierten Regionen machen sich Sorgen. Wie sollen sie den Ansturm Tausender Urlauber bewältigen?
Weniger Autos und Mopeds, Eintrittsgelder und Auflagen, um die Hygiene in den Städten im Lot zu halten, gehören zu den Maßnahmen, die Regionen planen. Auf die Inseln Lampedusa und Linosa etwa sollen keine Privatfahrzeuge mehr fahren dürfen, die außerhalb der Region gemeldet sind. Das Gleiche gilt für die Insel Procida. Bürgermeister Dino Ambrosino sagte: „Das ist die einzige Initiative, die funktioniert. Procida ist vier Quadratkilometer groß und hat 10.000 Einwohner.“ Der Ort sei die am dichtesten besiedelte Insel Europas, Mobilität ein Problem, berichtet der Fernehsender tg24.sky.it. „Wir haben bis zu 600.000 Besucher, die kommen. Und sei es nur, um einen Spaziergang zu machen“.
Etwas weniger strikt ist man auf der Insel Gilio. Sergio Ortelli, Bürgermeister der Insel, versucht einen anderen Weg „Bei 1400 Einwohnern haben wir im Sommer bis zu 10.000 Tagesbesuchen.“ Das mache etwa 300.000 pro Jahr. Nun hätte man beschlossen, dass im August nur Urlauber, die länger als vier Tage bleiben, ihr Auto mitbringen dürfen. Zudem erheben sie ein Eintrittsgeld von drei Euro während der Sommer- und zwei Euro während der Wintersaison.
Noch mehr zu schaffen als der Tourismus macht dem Land die anhaltende Dürre. Der Fluss Po gleicht einem Rinnsal. Experten sprechen von einer besonders heiklen Situation.
In der Lagunenstadt Venedig ist Massentourismus schon seit Jahrzehnten ein Problem. 2019 sollen rund 25 Millionen Besucher – meist Tagestouristen, die im Schnitt zwischen fünf und 20 Euro ausgeben – die pittoreske Stadt besucht haben. Die Venezianer stöhnen unter der Last. Zur Entlastung ist bisher jedoch wenig geschehen. Um das massive Aufkommen der Tagesausflüglern in den Griff zu bekommen, ist zwar schon länger ein Eintrittsgeld in der Diskussion.
Aktuell soll es die sogenannten Biglietti ab Sommer 2023 geben. Da die Termine in den letzten Jahren immer wieder verschoben wurden, ist auch dieser Starttermin nicht in Stein gemeißelt. Hotelgäste der Lagunenstadt müssen den Einritt nicht bezahlen.
Auf Sardinien setzen die Verantwortlichen schon länger eine Strategie um. 1.500 Personen dürfen den weißen Sandstarnd La Pelosa im Nordwesten der Insel besuchen. Zudem müssen sie Eintritt bezahlen. 3,50 Euro für Erwachsene, Kinder bis zu zwölf Jahren haben freien Eintritt.
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Die Gemeindeverantwortlichen von Baunei auf Sardinien haben eine Obergrenze für den Strandzugang für 2023 gesetzt. „Wir haben 40 Kilometer Küste, die fast alle in den Bergen liegen und das Meer überragen“, sagte Bürgermeister Stefano Monni, wie tg24.sky.ti berichtet. Man versuche, den Zugang zu kontingentieren. „Wir haben ein App-Reservierungssystem, mit dem man sich einen der 250 täglichen Zugänge zum Strand reservieren kann“. Die Kosten betragen sechs Euro.
Online-Tickets, Eintrittsgelder oder Reservierungsapp: Wer dieses Jahr seinen Sommerurlaub in Italien plant, ist gut beraten, sich vor Buchung und Reiseantritt zu erkundigen, welche Regularien am Zielort gelten.