Wenn schon kein Haus am See, dann wenigstens Spazierwege am See. Rund um den Starnberger See gibt es herrliche Wege oft mit königlich bayerischer Historie. Unterwegs belohnen grandiose Ausblicke auf See und Alpen und jede Menge hübsche Einkehrmöglichkeiten.
Den Starnberger See kenne ich seit meiner Kindheit als liebsten Badesee. Unsere Eltern sind mit uns drei Kindern fast jedes Sommerwochenende an die Badestelle in St. Heinrich gefahren. Als Studentin habe ich auf dem Starnberger See segeln gelernt und einige nette Törns mit Freuden erlebt. Aber als “Spaziersee” entdecke ich ihn gerade ganz neu.
Meine Freundin hat einen Hund. Sie geht viel spazieren und kennt die schönsten Wege. Für einen gemeinsamen Spaziergang hat sie uns eine Fülle von Spazierwegen am Starnberger See vorgeschlagen. Nach und nach sind wir einige gegangen und entdecken immer mehr.
Nordwestufer bei Feldafing / 7,6 km / 70 hm
Direkt von der Tutzinger Straße bei Feldafing geht es auf den kostenlosen, großzügigen Parkplatz Roseninsel (unter diesem Namen ist der Parkplatz auch auf Google Maps zu finden). Alternativ erreicht man den Lenné-Park, auch Feldafinger Park genannt, von München aus mit der S6. Von der Station Feldafing aus ist es nicht weit bis in die Parkanlage.
Unser Weg startet beim Parkplatz. Von hier führt der Spazierweg direkt in den Lenné-Park. Bald gabelt sich der Weg an einer Übersichtstafel. Wir gehen gern rechts den Weg hinunter zum Seeuferweg wegen der schönen Aussicht auf den Starnberger See und (bei klarem Wetter) auf die Bergkulisse. Aber auch die Route links entlang verläuft wunderschön durch die Parkanlage, die der Gartenarchitekt Peter Joseph Lenné bereits 1863 im Auftrag von König Maximilian II angelegt hat. Heute liegt ein riesiger Golfplatz im Park. Einige wunderschöne Bäume stammen noch aus dieser Zeit. Das zum Park geplante Schloss wurde allerdings nie gebaut.
In der Feldafinger Bucht an der Fähranlegestelle zur Roseninsel bietet sich ein schöner Blick auf das einzige Eiland im Starnberger See. Die Roseninsel verdankt ihren Namen den Tausenden von Rosen, die König Maximilian II einst auf ihr pflanzen ließ. Sie steht unter Landschafts- und Denkmalschutz. Ihr einziger Bewohner: der Gärtner. Im Juni wollen wir einmal mit der Fähre übersetzen und uns den Blütenzauber und das Casino, das einstige Sommerhaus des Königs, ansehen.
Der Spazierweg führt immer weiter entlang des Seeuferwegs, auch Elisabethweg genannt, am Strandbad Feldafing (ehemaliges Damenbad) und Forsthaus am See vorbei. Auf Höhe der Wasserwacht Feldafing geht es etwas erhöht durch einen kleinen Waldabschnitt bis die ersten Häuser von Possenhofen, einem Ortsteil der Gemeinde Pöcking, zu sehen sind. Wir gehen ein Stück durch den Ort und biegen bald rechts durch ein Steintor in die Grünanlage von Schloss Possenhofen.
Eine lichte Stelle in der Hecke gibt den Blick frei auf das wunderschöne, weiße Schloss mit Ecktürmen und Zinnen. Sisi, die Kaiserin Elisabeth von Österreich, verbrachte ihre Kindheit hier. Viele Jahre blieb Possenhofen ihre Zuflucht auch nach der Heirat mit dem österreichischen Kaiser Franz Joseph I. Heute ist das Schloss Possenhofen eine exklusive Wohnanlage. Von hier aus gehen wir den gleichen Weg zurück.
Nordostufer bei Starnberg / 6 km / 52 hm
Wir parken am Seebad in Starnberg auf dem großen, gebührenpflichtigen Parkplatz. Von München aus fährt die S6 direkt nach Starnberg. Vom Bahnhof aus sind es nur 10 Minuten bis zu unserem Startpunkt am Parkplatz.
Am Seebad vorbei folgen wir dem Nepomukweg bis zur Nepomukbrücke. Danach führt der Uferweg direkt am See entlang über die nächste Brücke ins Badegelände Percha. Vorbeigehen, ohne den langen Steg zu betreten, geht nicht. Vom Steg aus ist der Blick besonders schön auf das klare Wasser des Sees und das Bergpanorama bei guter Sicht.
Danach geht der Weg immer am Ufer entlang. Wir kehren um, wo der Uferweg in Kempfenhausen in die geteerte Seestraße übergeht. Ab hier startet meine Spaziertour nach Leoni, die ich im Folgenden beschreibe.
Nordostufer bei Berg / 7,6 km / 157 hm
Diesen Weg sind wir an Neujahr bei herrlich sonnigem Winterwetter gegangen. Wir parken an der Hauptstraße im Ortsteil Kempfenhausen der Gemeinde Berg. Die Seestraße, die von der Münchner Straße abgeht, führt direkt zum Ufer des Starnberger Sees.
Wir gehen entlang der Seestraße Richtung Leoni und bestaunen hübsche und prächtige Villen. Kurz vor Schloss Berg führt die Wittelsbacherstraße links den Berg hinauf und schließlich über den Weg Am Hofgarten in den Schlosspark hinein.
Das Schloss Berg ist bis heute im Familienbesitz der Wittelsbacher und deshalb nicht zu besichtigen. Unser Märchenkönig Ludwig II nutzte das Schloss als Sommerresidenz. Man erzählt, dass sich Ludwig und seine Cousine Sisi gern auf der Roseninsel getroffen haben. In Berg kam der König 1886 auf rätselhafte Weise ums Leben kam.
Bald taucht im Wald die wuchtige Votivkapelle auf. Zehn Jahre nach Ludwigs Tod wurde die Gedächtniskapelle im frühromantischen Stil erbaut, an der sich bis heute am Todestag die “Königstreuen” treffen. Unterhalb der Kapelle erinnert ein Kreuz im Starnberger See an der Stelle, an der die Leiche des Königs gefunden wurde, an seinen Tod.
Wir gehen weiter, bis der Wald in Leoni endet und gelangen über die Assenbucher Straße bis zur Schiffsanlegestelle Leoni. Bevor wir wieder den Rückweg antreten, machen wir aber noch eine kleine wohlverdiente Pause auf der Terrasse des Seehotels Leoni.
Ostufer bei Assenhausen 4 km / 115 hm
Dieses Mal starten wir unsere Tour nach Leoni von der anderen, nördlichen Seite aus. In Sibichhausen führt rechts von der Berger Straße eine schmale Straße auf einen kleinen Parkplatz. Von hier aus führt ein Spazierweg direkt zum Bismarckturm.
Bei unserem Spazierweg auf der gegenüberliegenden Seeseite nach Possenhofen, haben wir auf der Ostseeseite einen markanten Turm entdeckt. Den wollten wir uns nun einmal näher anschauen.
Dieses Denkmal wurde 1899 für Fürst Otto von Bismarck errichtet. Der Reichskanzler und preußische Ministerpräsident hatte sich für den Anschluss Bayerns an das Deutsche Reich eingesetzt und so zur Industrialisierung und Modernisierung beigetragen.
Das imposante Bauwerk aus Tuff- und Kalkstein mit Unterbau und Wandelhalle misst 30 Meter Höhe. Auf der Spitze tront ein bronzener Reichsadler. In Richtung Norden bietet sich von der Wandelhalle aus ein freier Blick auf den Starnberger See und die Bergkulisse.
Rechts am Bismarckturm vorbei folgen wir dem Fußweg am Waldrand entlang, der bald links in den Wald und den Schluchtweg hinabgeht. Der Schotterweg ist wirklich steil, sodass ich unbedingt gutes Schuhwerk empfehle. Da er so steil ist und am Ende noch über eine Treppe führt, ist der See aber auch bald erreicht. Der Weg ist aber nicht kinderwagen- oder rollstuhltauglich.
Wir biegen rechts auf die Assenbucher Straße und gehen immer direkt am Ufer des Starnberger Sees entlang, vorbei an wunderschönen unter Denkmalschutz stehenden Villen aus dem 19. Jahrhundert. Nach wenigen Gehminuten erreichen wir auch schon Leoni und entdecken das hübsche Hofcafé Fischermeister Gastl mit fangfrischem Fisch und hausgemachten Kuchen. Selbstverständlich stärken wir uns, bevor wir uns wieder auf den Rückweg machen und den steilen Schluchtweg bis zum Bismarckturm ja wieder hochgehen müssen.
Unser Weg um den Starnberger See geht weiter und die nächsten schönen Routen werde ich hier selbstverständlich ergänzen.
Herzlichste Seegrüße
Eure Dorothee
Hier gibt’s noch ein paar schöne Impressionen vom Starnberger See.
Der Beitrag Seeblick – Die schönsten Spazierwege am Starnberger See erschien zuerst auf living.elements.
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