SCHAFE IM GASTHAUS - ERLEBNISGASTRONOMIE DER BESONDEREN ART

Kurz hinter der tschechischen Grenze laden viele Ausflugsziele ein. So auch der Bauernhof Hvozd in Krompach. Hier gibt es Unerwartetes zu erleben.

Dinieren im Schafstall ist sicherlich nicht jedermanns Sache. Aber wenn der Gästebereich mit einer gläsernen Wand vom sauberen Domizil der Schafe abgetrennt ist und das kulinarische Angebot Auge und Gaumen verwöhnt, dann kann man das wohl Erlebnisgastronomie nennen. Begeistert sind davon vor allem Kinder, die lieber auf die Schafe schauen als aufs Display vom Handy. Bei einem Besuch in der Farm Hvozd in Krompach nahe Jonsdorf kann man sich davon überzeugen.

Auch interessant:

Familie kaufte verfallenen Hof

Für Radfahrer und Wanderer aus Zittau und Umgebung ist der einladende Bauernhof im Herzen des Lausitzer Gebirges ein leicht erreichbares Ausflugsziel. Umgeben von Bergwiesen und Wäldern liegt ein wenig abseits des Dorfes Krompach dieses Kleinod inmitten herrlicher Natur. Lässt man von dort aus den Blick über die Landschaft schweifen, bleibt das Auge am dominierenden Grenzberg Hochwald hängen. Nach ihm wurde die Farm benannt - Hvozd, zu Deutsch Hochwald.

Dem strahlend weißen Gebäude mit dem hellgrünen Dach sieht man sein Alter von fast 100 Jahren nicht an. Zdenka und Dalibor Maršák kauften 2011 den verfallenen Hof. Gemeinsam mit ihrem Sohn Jirka hauchten sie ihm neues Leben ein. Vor etwa zwei Jahren war der aufwendige Wiederaufbau abgeschlossen. Für Familie Maršák zählen Werte, wie Bodenständigkeit und böhmische Tradition. Deshalb wurde der ursprüngliche Stil des Hauses weitestgehend beibehalten. Überall zeugen Spuren von der Geschichte des Hauses, wie zum Beispiel die in den Neubau integrierten alten Holzbalken. Hochwertiges Interieur schafft dagegen modernes Ambiente. Dazu zählen auch die außergewöhnlichen Glaslampen in der Form von Schafglocken, mundgeblasen vom Meister der Zunft Petr Kuchta aus Lindava, einem Freund des Hauses. Entsprechendes Handwerkszeug dient als Dekoration und verweist auf die lokale Tradition des Glasblasens. An kalten Tagen erfüllen das Knistern des Feuers im Kamin und die behagliche Wärme des gusseisernen Ofens die Gaststube mit Gemütlichkeit.

Da der Hof früher zur Schafzucht diente, lag der Gedanke nahe, in irgendeiner Weise daran zu erinnern. Diese Idee reifte und nahm Gestalt an, als das Ehepaar Maršák auf einer Reise durch Chile einen in eine Gaststätte integrierten gläsernen Schafstall entdeckte. Nach dessen Vorbild entstand der besondere Hingucker im Restaurant, der Gäste immer wieder in Staunen versetzt.

Seit Sommer 2022 warten acht komfortable Fremdenzimmer, die insgesamt bis zu 30 Personen beherbergen können, auf Gäste. In stilvollen Räumen kann man die Ruhe der Wiesen und Wälder, ungestört von allen Errungenschaften der Zivilisation, genießen. Nur gelegentlich ist das helle Läuten der Schafglocken auf der Weide zu hören.

Vater und Sohn errichteten ein Reha-Zentrum

Gastronomie und Hotellerie sind aber nur zwei Bestandteile eines viel komplexeren Konzepts, das die Farm Hvozd zu einem einzigartigen Unternehmen macht. Denn Inhaber MUDr. Dalibor Maršák ist eigentlich Facharzt für Allgemeinmedizin in Cvikov. Mit der Einrichtung eines kleinen Zentrums für Rehabilitationsmedizin hat er die Vision seines Sohnes Jirka verwirklicht. Trotz einer Behinderung war Jirka ein Kämpfer und erfolgreicher Sportler. Empathie zeichnete ihn besonders aus. Anderen zu helfen, war ihm wichtig, erzählt sein Vater. Da er aus eigener Erfahrung die Probleme Behinderter kannte, kam er auf die Idee, einen Stützpunkt für behinderte Menschen und Sportler einzurichten. Dalibor Maršák gefiel dieser Gedanke. Begeistert planten Vater und Sohn gemeinsam ein Rehabilitationszentrum auf dem Bauernhof am Fuße des Hochwalds. Die endgültige Verwirklichung erlebte Jirka leider nicht mehr. Plötzlich und unerwartet verstarb er kurz vor Fertigstellung des Projekts. Der Veranstaltungssaal der Farm trägt seinen Namen. Die bei vielen Wettkämpfen gewonnenen Pokale des erfolgreichen Sportlers haben dort ihren Ehrenplatz und erinnern an Jirka.

Heute leitet seine Schwester, MUDr. Sylvie Richterova, den Rehabilitationsbereich. Die auf physikalische und Sportmedizin spezialisierte Ärztin wird von einer Physiotherapeutin, einer Sonderpädagogin sowie einem Sportwissenschaftler, der sich als Trainer tschechischer Spitzenathleten einen Namen gemacht hat, unterstützt. Zum medizinischen Zentrum gehören auch ein Kraftraum sowie Trainingsmöglichkeiten im Freien. Die Therapeuten arbeiten mit Spezialisten großer Kliniken Hand in Hand und können so auf modernste Technik zurückgreifen. Hierher kommen Menschen, die nach einer Operation, Erkrankung oder einem Unfall Rehabilitationsbedarf haben, jedoch große Reha-Kiniken ablehnen.

Unterbringung mit Verpflegung, medizinische Untersuchungen oder physiotherapeutische Anwendungen - alles findet zentral an einem Ort statt.

Eine Kooperation mit deutschen Ärzten und Therapeuten könnte sich MUDr. Maršák vorstellen und lässt wissen, dass er an guten nachbarschaftlichen Beziehungen mit den Deutschen interessiert ist. Er verweist auf seinen Sohn, MUDr. Ondrej Maršák, der in Tschechien wohnt, aber in Olbersdorf als angestellter Arzt Patienten versorgt.

Auch wenn Ondrej aus Zeitmangel nicht im Rehabilitationszentrum mitarbeitet, bekennt er begeistert: „Ich liebe diesen Ort.“ Hier in der Abgeschiedenheit, inmitten herrlicher Natur, könne der Mensch wieder zu sich selbst finden. „Es ist der richtige Platz, um Körper und Seele in Einklang zu bringen und gesund zu werden“, ist sich der junge Arzt sicher.

Auch spannend:

2023-03-18T12:21:38Z dg43tfdfdgfd